Wer geglaubt hat, dass das freiheitliche Lager mit dem Ende des Wahlkampfes und der Suspendierung HC Straches durch den FPÖ-Bundesparteivorstand endlich zum Durchschnaufen kommt, wird in diesen Tagen eines Besseren belehrt. Das sicher geglaubte Nationalratsmandat für Philippa Strache wurde nämlich am vergangenen Montag demokratiepolitisch bedenklich und mit zumindest zwielichtigen Winkelzügen einer gewissen Ricarda Berger zugeschanzt. Offener kann eine Kampfansage an den langjährigen Architekten der FPÖ und seine Gattin nicht sein. Gedanken- und respektloser übrigens auch nicht. Das letzte Wort wird hier im Übrigen nicht der Wiener Parteivorstand, sondern die Landeswahlbehörde der Bundeshauptstadt haben. Diese prüft gerade.
Foto Heinz Christian Strache, Facebook
Man kann sich nur ansatzweise ausmalen, was derzeit in HC Strache vorgeht. Der Vergleich mit einem unter Überdruck stehenden Kelomat ist wohl nicht weitreichend genug. Irgendwo aber auch verständlich, wenn man sich vor Augen führt, mit welch einer beispiellosen Souveränität, die selbst seine schärfsten Kritiker ihre Hüte ziehen ließ, er erst letzte Woche seinen Rückzug aus der Politik verkündet hat. Kein böses Wort, keine Abrechnung, dafür viel Achtung und Respekt vor seiner Partei und vor allem seinen Parteifreunden und Wegbegleitern.
Doch genau diese Achtung und diesen Respekt lassen die handelnden Akteure in der FPÖ derzeit schmerzlich vermissen. Jene handelnden Akteure, die - bis auf ganz wenige Ausnahmen - ihr Mandat und ihre politische Funktion einzig und allein HC Strache zu verdanken haben.
Zusammenhalt, Charakter und ein Mindestmaß an Dankbarkeit - Werte, die das freiheitliche Lager stets für sich in Anspruch genommen hat - geraten über Nacht in Vergessenheit. Sie weichen samt und sonders dem Halali zur Jagd auf ihr langjähriges politisches Idol. Die medienwirksame Umarmung Straches durch Norbert Hofer beim Wiener Oktoberfest verkommt zum Judas-Kuss. Machtversessenheit und die Gier nach Posten treten plötzlich an die erste Stelle, ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, welch dramatische Folgen dies für das gesamte dritte Lager haben wird.
Als parteifreier Politbeobachter, aber zutiefst freiheitlich gesinnter Mensch, komme ich in diesen Tagen nicht umhin, meine Scham über dieses unfassbare Verhalten mancher zum Ausdruck zu bringen.
Dass Strache seine Entscheidung, sich vollends aus der Politik zurückzuziehen, nun nochmals überdenkt, musste doch auch selbst den naivsten Neo-Leadern der Blauen klar sein. Das große Potential und einen möglichen - ja zu erwartenden - Erfolg hat man ihm ja bereits über diverse mediale Kanäle prophezeit. Insofern kann Strache wohl gar nicht anders, als seinen umgehenden Austritt aus der FPÖ bekannt zu geben und in logischer Konsequenz eine neue national-konservative Bewegung aus dem Boden zu stampfen.
Die Rache von Strache kommt aus meiner Sicht nicht. Aber: Er wird sich bei dem einen oder anderen seiner bisherigen „Parteifreunde“ mit Sicherheit noch sehr intensiv „bedanken“. Ich jedenfalls wünsche ihm viel Kraft, Glück sowie einen langen Atem. Und den treulosen Heinis in der FPÖ wünsche ich eine baldige Läuterung.
Edtmeier Ende!