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  • Tom Edtmeier

Wie ticken Kommunalpolitiker? Die verschiedenen Typen im Gemeinderat


Gleich eines vorweg: Den Typus Kommunalpolitiker gibt es nicht. Er unterteilt sich vielmehr in eine Vielzahl von Typen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die nachfolgende Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, soll jedoch einen umrissenen Überblick vermitteln, mit welchen Menschen wir es in unseren Kommunen im Gemeinderat zu tun haben und was wir von ihnen erwarten können - und sollen:

1.) DIE ERFAHRENEN: In diese Gruppe gehören naturgemäß jene, die schon die zweite, dritte oder gar vierte Legislaturperiode im Gemeinderat dienen. Bei den Erfahrenen unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Untergruppen - denen, die mit der Zeit gegangen sind und jenen, die mit der Zeit schon hätten gehen sollen. Letztere zeichnen sich dabei durch ihr Dogma „des håmma immer scho so g’måcht“ aus. Erstere hingegen sind für den nächsten Typus Kommunalpolitiker von nicht wegzudenkender Wichtigkeit - nämlich die Neuen im Gemeinderat.

2.) DIE FRISCHG’FANGTEN: Dieser Typus eines Gemeinderates ist wohl der Unberechenbarste. Fehlt ihm doch auf Grund seiner Erstkandidatur zumeist das Wissen über Abläufe, Zusammenhänge und eingefahrene Strukturen. Er hat die Möglichkeit, sich durch schnörkel- und teilnahmslose Präsenz in den GR- und/oder Ausschuss-Sitzungen als Mitschwimmer - das ist der Großteil - zu etablieren und somit nicht unangenehm aufzufallen. Oder er engagiert bzw. informiert sich umfassend und wird so zu einer mutigen und prägenden Säule der Kommunalpolitik und seiner Gemeinde.

3.) DIE SCHWEIGER: Sie sind eine ganz besondere Gruppe unter den Gemeinderäten. Bei Sitzungen zeichnen sie sich dadurch aus, nahezu nie eine Wortmeldung abzugeben oder sonst eine gremiale Initiative zu ergreifen. Reziprok dazu verhält sich allerdings bei den Schweigern ihr Auftritt in geschützten Bereichen wie Stammtisch oder Verein. Je weniger sie in den Gremien zu sagen wissen, desto mehr krakeelen sie dort, wo ihnen kleinräumiger Applaus sicher ist. Die Schweiger gehören also zu jenen, die in ihrem Ort so gut wie gar nichts weiterbringen oder zu einer positiven Entwicklung in selbigem beitragen.

4.) DIE KLUGEN: Diese meist sehr kleine Gruppe ist stets gut informiert, engagiert sich nachhaltig für die eigene Gemeinde und wartet in Sitzungen stets mit jenen Fragen auf, deren Antworten darauf den gesamten Gemeinderat oder vorgeschaltete Gremien in ihrer Entscheidungsfindung wirklich voranbringen. Sie ist oftmals dafür verantwortlich, dass verkrustete Strukturen in den Abläufen aufgebrochen werden und Transparenz in der Gemeindestube Einkehr hält. Oftmals bedienen sich die Klugen dabei einer Kooperation mit dem nächsten Typus.

5.) DIE UNBEQUEMEN: Der Typus der Unbequemen ist nicht minder gut informiert, als die Klugen. Im Gegenteil: Denn um als Unbequemer in einer Gemeinde zu reüssieren, bedarf es nicht nur eines gewissen Mindestmaßes an politischem Wissen, sondern auch eines Höchstmaßes an persönlicher Leidensfähigkeit. Die Unbequemen sind jene, die ihre Ziele im Sinne der Menschen in der Gemeinde  - manchmal mit der feinen Klinge, aber durchaus auch (falls nötig) mit dem verbalen Breitschwert - durchsetzen wollen. Das führt sowohl bei Kollegen in der Gemeinde als auch in der Bevölkerung zwangsweise zur Polarisierung. Während die Einen den Unbequemen für seine offenen Worte und sein Engagement hochleben lassen, empfinden ihn die Anderen eben als unbequemen Zeitgenossen.

6.) DIE POSTENLIEBHABER: Auch diese Herrschaften gibt es in jeder Gemeinde. Sie sind relativ schnell charakterisiert, da es ihnen nur um ein Ziel geht: „Ich will einen Titel!“ Dabei ist ihnen vollkommen egal, was rund um sie und in der Gemeinde wirklich weiter geht. Hauptsache Spatenstich, Büffet und VIP-Einladung samt medialer Omnipräsenz. Der Rest verkommt zum Nebenschauplatz.

Diese Liste ließe sich vermutlich noch fortsetzen und weiter präzisieren. Doch dem Autor dieser Zeilen geht es vielmehr darum, folgende Botschaften an alle (Ersatz-)Gemeinderäte bzw. Kommunalpolitiker zu senden:

  • Vergesst während der Legislaturperiode Parteipolitik auf kommunaler Ebene. Sie (zer-)stört mehr, als sie jemals bringen kann. 

  • Streitet Euch einerseits in mutiger Art und Weise auf allen Ebenen, ohne persönliche Tiefschläge zu landen und unnötig Porzellan zu zerschlagen - und geht gemeinsame Wege, wo es möglich ist.

  • Stellt nach Möglichkeit das Gemeinsame vor das Trennende und bleibt menschlich. Egal, ob innerhalb Eurer Bewegung oder auch fraktionsübergreifend. Achtet immer darauf, Euch noch in die Augen sehen und die Hand reichen zu können.

  • Brecht gemeinsam alte und nicht mehr zeitgemäße Strukturen auf und schaut darauf, dass in Eurer Gemeinde alles ordnungsgemäß und ohne einseitige Bevorzugung von Wirtschaftstreibenden abläuft. 

  • Lasst Euch von Eurem Bürgermeister/Eurer Bürgermeisterin und Eurem Amtsleiter/Eurer Amtsleiterin nicht „abschatzln“. Beharrt auf Euer Recht und das jener Menschen, die Ihr in Eurem Ort vertretet. 

  • Informiert Euch regelmäßig, umfassend und nachhaltig, damit Ihr Euer Amt als Gemeinderat auch entsprechend ausüben und erfüllen könnt.

Ihr seid nämlich darauf vereidigt.

Edtmeier Ende!


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